Auch bei Laubbäumen an Astung denken
Dimension und Astigkeit bestimmen beim Laubholz in erster Linie die Qualität und damit den monetären Wert. Daher sollte es das Ziel jedes Waldbesitzers sein, in seinem Wald astfreies und starkes Holz zu erzeugen. Dazu stehen ihm im Wesentlichen drei Steuerungsinstrumente zur Verfügung, nämlich der Überschirmungsgrad, die Standraumregulierung und letztendlich die Wertastung.
Grundsätzlich können alle Laubbaumarten geastet werden. Vorrangig sollte jedoch das natürliche Absterben der Äste über einen angemessenen Dichtstand und einen entsprechenden Überschirmungsgrad gefördert werden. Es gibt aber Situationen, in denen entweder Dichtstand und Überschirmung nicht ausreichen um eine zufriedenstellende natürliche Astreinigung zu erzielen oder die Astreinigung zu lange dauert. Dann ist die Wertastung ein angemessenes Verfahren, um die Holzqualität zu verbessern.
Nicht jede Baumart verliert ihre Äste
Prinzipiell muss zwischen sogenannten Totasterhaltern und Totastverlierern unterschieden werden. Bei totasterhaltenden Bäumen wie Kirsche, Nussbaum, Birke und Esskastanie bleiben die abgestorbenen Aststummel lange am Baum und mindern so deutlich die Holzqualität. Bei diesen Bäumen ist die Wertastung das Hauptinstrument zur Qualitätssteigerung. Bei den Totastverlierern, also Spitzahorn, Bergahorn, Roterle, Buche, Eiche und Esche, ist vorrangig eine natürliche Astreinigung anzustreben, und die Wertastung die Ausnahme. Wegen des Triebsterbens ist von der Astung bei Esche derzeit abzuraten.
Geastet werden nur die besten Bäume
Astungswürdige Bäume müssen bestimmte Kriterien erfüllen, damit sie den zukünftigen Werterwartungen auch gerecht werden.
Sie sollen
- vorherrschend, mindestens jedoch mitherrschend im Bestandesgefüge sein
- nicht grobastig sein (Anhalt: Aststärke unter 4cm)
- gesund, geradschaftig und ohne Verletzungen sein
- und eine gleichmäßige, entwicklungsfähige Krone haben.
Zur richtigen Zeit asten
Die Frage des richtigen Zeitpunktes ist nicht einfach zu beantworten. Grundsätzlich wird zwischen zwei Zeiträumen unterschieden, nämlich innerhalb und außerhalb der Vegetationszeit. Die Monate Februar und März vor dem Saftaufstieg gelten allgemein als günstig, da die Gefahr von Rindenbeschädigungen noch gering ist, und die Überwallung der Astungswunde mit Beginn der Vegetationszeit bald in Gang kommt. Die Monate Juni bis August werden besonders bei der Grünastung im Laubholz empfohlen.
Sechs Meter genügen
Die Regelastungshöhe beträgt sechs Meter, üblicherweise in zwei Stufen bearbeitet. Mit zunehmender Höhe steigen die Kosten und die Gefahr von Stammverletzungen, insbesondere beim Einsatz der Teleskopsäge. Bei starker Reduzierung der grünen Krone besteht zudem die Gefahr von Vitalitätseinbußen. Um möglichst rasch den gewünschten Zieldurchmesser zu erreichen, braucht der Baum eine große Krone. Die Astungshöhe sollte deshalb auf maximal 1/3 bis 1/4 der Endhöhe begrenzt bleiben.
Die Astungsqualität ist wichtig
Die Astung wird mit scharfer Handsäge und Teleskopgestänge oder speziellen Leitersystemen durchgeführt. Die Leiterastung ist im Hinblick auf die Astungsqualität eindeutig im Vorteil.
Mit scharfer Handsäge wird der Ast dicht am Astkragen abgetrennt, ohne dabei den Astkragen zu verletzen. Der Astkragen ist wichtig für ein rasches Überwallen der Wunde. Rindeneinrisse sollten ebenfalls unbedingt vermieden werden. Sie können entstehen, wenn ein längerer Ast abgesägt wird und durch sein Eigengewicht vorzeitig abbricht. Dies kann durch Stummeln vermieden werden. Den Stummel jedoch anschließend abtrennen, da ansonsten die Überwallung verzögert wird.
Die Astung muss nachgewiesen werden können
Die Astung soll dokumentiert werden, um die Wertsteigerung gegenüber einem späteren Holzkäufer nachweisen zu können. Dazu können die geasteten Bäume im Bestand markiert und schriftliche Aufzeichnungen geführt werden. Die wichtigsten Daten sind: Fläche, Baumkoordinaten, Durchmesser bei Astungsbeginn und Astungshöhe.
Die Astung bringt deutlich mehr Geld
Der Wert von Laubholzstämmen wird in der Regel durch die Dimension des astfreien Schaftes bestimmt. Allgemein gilt, dass das untere Drittel eines Laubbaumes etwa 90 % des monetären Wertes ausmacht. So kann eine fachmännisch durchgeführte Wertastung Erlössteigerungen in einer Größenordnung von 400 bis 550% bewirken.
Die Bayerische Waldbauernschule bietet Kurse zum Thema Wertasten an. Neben theoretischem Grundsatzwissen werden praktische Kenntnisse zur Baumauswahl und zur Astungstechnik vermittelt.